· Unternehmensstrategie: Wie finde ich die richtigen Mentoren und Experten? Wie straffe ich mein Unternehmen, welche
Arbeiten kann ich an externe Auftragnehmer vergeben?
Die Trainingseinheiten werden von Unternehmern aus dem EO-Netzwerk geleitet, die schon lange im Geschäft sind. Von deren Erfahrungen sollen die Gründer profitieren. „Das gilt auch für Fehler“, sagt ein Unternehmer und erzählt im Detail, wie er in seiner eigenen Firma Beschwerden von Kunden nicht ernst und schwerwiegende Softwarepannen auf die leichte Schulter genommen hat, weil die Firma trotzdem wuchs und wuchs. „So entstand eine Kultur, in der sich jeder zu viele Fehler erlauben konnte“, sagt er, „und das hat sich später gerächt.“
Aus fremden Fehlern lernen
Für solche Probleme gemeinsam Lösungen zu finden und sich über Branchengrenzen hinweg gegenseitig zu helfen – das ist Sinn und Zweck des Unternehmernetzwerks EO. Die gemeinnützige Organisation, Ende der 80er Jahre von Michael Dell und dem damaligen AOL-Chef Ted Leonsis gegründet, zählt heute über 7000 Mitglieder in 41 Ländern. Um Mitglied zu werden, sollte die eigene Firma einen Umsatz von mindestens einer Millionen Dollar im Jahr erzielen.
Diese Hürde gilt nicht für das „Accelerator Program“, das sich speziell an Startups richtet und in den USA schon seit Jahren angeboten wird; dort haben es schon mehr als 300 Gründer durchlaufen. Nach Deutschland geholt hat es Karl-Heinz Funke, Chef des Unternehmens Multitest und Mitglied der Jury im WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb, um auch hierzulande Unternehmergeist und -persönlichkeiten stärker zu fördern.
Auch EO-Präsident David Galbenski hat schon mehrere Firmen aufgebaut. Er kann den Jungunternehmern in Berlin von den Schwierigkeiten erzählen, die er anfangs mit seinem Unternehmen „Lumen Legal“ hatte, das heute sehr erfolgreich Rechtsexperten an Firmen vermittelt. Und von den Tricks, die er sich ausdenken musste, um mit seiner anderen Firma einen „Wurf-Berechnungs-Computer“ an Basketballmannschaften zu verkaufen.
Verkaufen: Das ist das Thema beim ersten Training des „Accelerator Programs“ – denn der Vertrieb ist für viele Gründer erfolgsentscheidend. Wer nichts los wird, hat keine Chance – auch wenn er noch so viele Kapitalgeber in der Hinterhand oder ausgeklügelte Wachstumsstrategien in der Schublade hat. Und tatsächlich haben die Gründer viele Fragen zu dem Thema: Etwa, wie viel Erfolg man mit Initiativ-Anrufen bei potenziellen Abnehmern haben kann. Diese „Cold Calls“ seien ziemlich anstrengend, erklärt Jim Ryerson, ein Sales-Guru aus den USA. Geschickter seien so genannte „Guerilla-Taktiken“ – ungewöhnliche Methoden, die mit geringem Mitteleinsatz große Wirkung haben sollen.
„Finde die Leute, die die gleichen Kunden ansprechen wie Du, aber keine Konkurrenten von Dir sind“, sagt Jim Ryerson, „und kooperiere mir ihnen. Das ist viel wirksamer als Cold-Calls, um neue Kunden zu gewinnen.“
Abends treffen sich die Gründer in einer Berliner Bar, um auf den Start des ersten „Accelerator Programs“ in Europa anzustoßen. Es werden Reden gehalten, Hände geschüttelt, Visitenkarten getauscht und gemeinsame Projekte besprochen. Irgendwann trifft auch der Jungunternehmer, der Brillen über das Internet verkaufen will, auf den Gründer, der Software für Webseiten anbietet, mit deren Hilfe Kunden sich gegenseitig Produkte empfehlen können. Schnell entsteht eine lebhafte Diskussion: Auch wenn die beiden ganz unterschiedliche Ideen haben, kann der eine vielleicht ein Problem des anderen lösen. Zum Kapital der Gründer gehört eben auch ihr Netzwerk – und das gibt es beim Accelerator Program inklusive.
Die Entrepreneurs' Organization ist Partner im WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb.